21.08. – Urabandai Ponds
Heute war der erste Tag, den wir nicht zu viert gemeinsam verbracht haben. Eigentlich war für heute die Bergbesteigung des Bandai-San geplant. Da aber sowohl Philipp als auch mir die letzte Bergwanderung noch immer etwas in den Knochen steckte und die heutige Tour mindestens genau so anspruchsvoll werden sollte, entschieden wir uns diese zu skippen und den Tag anders zu verbringen.
Nach einer kleinen Recherche am gestrigen Tag entschieden wir uns ziemlich schnell dazu trotzdem in die Berge zu fahren, aber uns eher auf die Landschaft zwischen den Erhebungen zu konzentrieren. Wir fuhren also am Morgen noch gemeinsam mit Patrick und Sven in Richtung Bandai-San, stiegen aber eine Station eher aus, von der aus wir dann einen lokalen Bus nahmen, der uns an unseren Ausgangspunkt brachte. Wir fuhren fast einmal um den Bandai-San herum und erreichten dann Urabandai, was wörtlich übersetzt „hinter dem Bandai“ heißt. Genauer genommen handelt es sich bei dem Gebiet um ein Tal, welches vor allem durch seine Seenlandschaft bekannt ist.
Unser Startpunkt war Goshikinuma Irigushi. Von dort aus folgten wir einem recht simplen Wanderweg, der uns an mehreren größeren und kleineren Seen vorbei führte. Viele dieser Gewässer strahlten in einem atemberaubenden Blau und fügten sich perfekt in die sonst saftig grüne Umgebung ein. Es bildeten sich wirklich traumhafte Szenerien. Da wir mehr als genügend Zeit hatten, genossen wir auch die ein oder andere Pause mit leckeren Snacks und einem Blick auf die Natur.
Am Ende des Pfades angekommen folgten wir der Landstraße entlang des Lake Hibara, welcher der größte in diesem Areal ist. Ein paar hundert Meter weiter bogen wir noch einmal ins Grüne ab. Eigentlich wollten wir einem weiteren Wanderpfad folgen, aber irgendwie war der doch nicht so eindeutig, wie wir anfangs dachten. So kamen wir, wider Erwarten, an einem Kinder-Sommercamp vorbei, in dem das pure Leben tobte. Es war so, wie man es auch aus amerikanischen Filmen kennt – Holzhütten am See, direkter Zugang zum Wasser und viele Freizeitangebote. Nachdem wir uns diskret an dem bunten Treiben vorbei geschlichen hatten, entdeckten wir noch weitere Hütten und Gebäude. Nur das diese nicht mehr so lebhaft aussahen und teilweise schon komplett zusammengefallen waren. Scheinbar war dort auch mal ein Camp, welches aber schon seit Jahren nicht mehr genutzt wird. Das hatte schon richtige Lost-Place-Vibes.
Als wir keinen so richtigen Weg durch das recht hohe Gestrüpp finden konnten, entschieden wir uns den gleichen Pfad, den wir gekommen waren zurück zu gehen. Vorbei am Camp waren wir fast wieder an der Straße, als uns auf einmal etwas den Weg versperrte. Etwas erschreckt blieben wir stehen und beobachteten erst einmal die Lage. Etwa 20 Meter vor uns standen vier kleine und pelzige Vierbeiner, die etwas größer als eine normale Katze schienen. Wir konnten die Lebewesen nicht wirklich einordnen und als sie dann auch noch neugierig auf uns zu kamen, traten wir erst einmal den Rückzug an. Im kompletten Gebiet wird nämlich ständig vor Schwarzbären gewarnt. Auch im Urabandai Visitor Center, welches wir zu Beginn unseres Ausfluges besucht hatten, wurde noch einmal vor den Bären gewarnt. Wir hatten also etwas Sorgen, dass wir da vielleicht auf Jungtiere gestoßen waren und die Mutter nicht weit ist. Um solche Bären frühzeitig zu vertreiben gibt es Bärenglocken, die auch von vielen Wanderern mitgetragen werden. Nachdem wir uns also kurz gesammelt hatten und ich einen Klingelton auf meinem handy rausgesucht hatte, der einer solchen Glocke am nächsten kommt, gingen wir langsam wieder voran. Den Finger immer wieder auf dem Playbutton des Soundeffekts. Wir sahen die Tiere dann nicht mehr und kamen wieder unbeschadet zur Straße.
Im Nachhinein habe ich recherchiert, welchen Vierbeinern wir da begegnet sein könnten. Nach kurzer Recherche konnten das eigentlich nur Tanuki (Marderhunde) gewesen sein. Die Gefahr war also nicht wirklich groß, aber auch Marderhunde können beißen und z.B. Tollwut übertragen, somit war unsere Vorsicht gar nicht so verkehrt.
Der Straße folgend wanderten wir den Weg entlang, den wir eigentlich mit dem Bus zurück fahren wollten. Da wir aber noch genügend Zeit hatten, liefen wir letztendlich bis zu der Station, an der wir auch initial ausgestiegen sind. Unterwegs gabs noch ein leckeres Traubeneis, bevor wir gemütlich den Weg zurück ins Hotel antraten.