29.08. – Sendai Strandtag
Heute war mal wieder ein Entspannungstag geplant, denn es ging ans Meer um einen ruhigen Strandtag zu genießen. Wir fuhren also mit der U-Bahn und dem Bus nach Osten um die Küste zu sehen.
Eigentlich verlief alles recht unspektakulär, bis auf den Zeitpunkt an dem zwei komplette Grundschulklassen zu uns in den Bus stiegen und ihn bis auf den letzten Platz füllten. Natürlich blieben wir nicht lange unentdeckt und so riefen die ersten Kinder bereits beim Einstieg: „Gaijin, Gaijin“, was nichts Anderes als „Ausländer“ bedeutet. Eigentlich ist das Wort eher mit negativen Konnotationen belastet, aber die Jungs wussten es wahrscheinlich nicht anders. Als die Kiddies um uns herum saßen und standen, tuschelten sie die ganze Zeit und natürlich bekamen wir das auch mit, da wir hin und wieder kleine Bröckchen verstanden. Spätestens als ein Junge neben mir ständig das Wort „Tattoo“ benutze, war klar worum es ging. Wir machten uns einen Spaß daraus so zu tun als würden wir sie nicht verstehen. Als der besagte Junge dann aber irgendwann quasi mit seinen Augen auf meinem Arm klebte und mir dann tief in die Augen schaute und „Tattoo!“ sagte, reagierte ich doch. Ich zeigte ihm ein paar der Bestandteile meines Sleeves und er, sowie seine Freunde waren fasziniert. Als sie sich dann trauten zu fragen woher wir kommen und wir antworteten, verbreitete sich die Antwort wie ein Lauffeuer durch den kompletten Bus: „Doitsu! Doitsu! Doitsu!“ raunte es im Kanon durch das Gefährt. Eine Station später hatte das Schauspiel aber schon ein Ende, denn die Kinder mussten aussteigen. Wir verabschiedeten uns fast bei jedem Einzelnen und dachten, das wärs damit.
In der Nähe des Strandes angekommen, erspähte uns aber schon eine weitere, diesmal etwas ältere, Schulklasse und rief ständig englische Phrase wie: „Heeeey, nice to meet you!“ oder „Bye, see you!“ über die Straße.
Das Gebiet, auf dem sich der Stand befindet, kam uns von Beginn an etwas sehr karg vor und als wir dann die Promenade erreicht hatten, bemerkten wir auch warum. Das komplette Areal war 2011 vom großen Tohoku-Erdbeben und dem daraus resultierenden Tsunami betroffen. Schilder zeigten wie die Gegend vor und direkt nach der Umweltkatastrophe aussah. Ein komplettes Dorf wurde dem Erdboden gleich gemacht und nur wenige Gebäude, wie die öffentliche Schule (die auch als Evakuierungszentrum diente), blieben weitestgehend verschont. Demnach sah es auch heute noch dort aus. Einzelne Fundamente von Gebäuden waren noch zu sehen. Der Rest war eher eine große, ebene Fläche, die langsam wieder ein wenig begrünt war. Man sah aber auch, dass sich das Gebiet wieder im Aufbau befindet. So gab es eine große, neue Straße. Auch ein paar kleinere Häuser befanden sich im Wiederaufbau.
Der Strand selbst war super breit und erstreckte sich über mehrere Kilometer. Im Meer befanden sich Wellenbrecher, die aber auch nur die normalen Gezeiten im Zaum halten können und gegen einen erneuten Tsunami keine wirkliche Chance haben würden.
Ansonsten war es ein super Strand, den wir fast für uns allein hatten. Der Sand war fein und weich, das Wetter war perfekt und der Wind sorgte nicht nur dafür, dass es nicht zu heiß erschien, sondern lockte auch Surfer aufgrund der große Wellen an. So verbrachten wir die nächsten Stunden abwechselnd im Wasser und am Strand. Einen großen Nachteil hatte die Küste jedoch – es gab keine Bäume oder Ähnliches und somit auch keinen Schatten. Daher saß ich die ganze Zeit mit meinem Regenschirm als Sonnenschutz im Sand. Da mir das dann irgendwann reichte und ich mich nicht so ganz dabei entspannen konnte (und es Patrick ähnlich ging), teilten wir uns auf und so blieben Sven und Phil noch dort, als Patrick und ich den Weg ins Hotel antraten.
Dort angekommen gingen wir endlich an, was wir schon länger geplant hatten – einen Teil unserer Wäsche waschen. Die meisten Hotels in Japan bieten neben Vendingmachines und Microwellen auch Waschmaschinen und Trocker auf ihren Fluren an. Da ein paar meiner Hosen durch Schweiß und Sonnencreme schon untragbar geworden waren, nutzen wir das Angebot und wuschen für 400 Yen unsere Klamotten (Patrik steuerte auch einige Kleidungsstücke bei). Nach ca. einer Stunde war das Vorhaben auch schon erledigt und lieferte ein besseres Ergebnis als ich vermutet hatte.
Am Abend hatten Patrick und ich noch etwas Energie übrig und so machten wir uns noch einmal auf den Weg um ein paar Runden in der Arcade zu zocken.