02./03.08. – Anreise mit Hindernissen
Um 5:45 Uhr klingelte mein Wecker, welchen ich aufgrund der eh wieder viel zu warmen Nacht gar nicht mehr gebraucht hätte um in den Tag zu starten. Ich machte mich also fertig und nachdem ich alle Schotten dicht gemacht hatte, hiefte ich meinen Koffer die vier Stockwerke hinunter und begab mich zum Bus. Auf dem Weg zum Flughafen gabelte ich Sven auf und gemeinsam trafen wir dann in der Eingangshalle des TXL auf Patrick. Die Truppe war nun also komplett.
Da wir unseren Flug nicht direkt über die Lufthansa, sondern die japanische Airline ANA gebucht hatten, konnten wir nicht schon im Voraus online einchecken, sondern mussten uns an eines der digitalen Terminals begeben. Soweit nicht schwierig, aber ein kleines Ärgernis gab es dort. Leider waren auf unserem Langstreckenflug keine drei Sitzplätze mehr nebenbeinander frei. Zum Glück konnten wir uns aber noch jeweils einen Sitz am Gang reservieren, denn nichts wäre schlimmer gewesen als bei diesem langen Flug am Fenster eingefercht zu sitzen. Als wir alle Daten bestätigt hatten und kurz vor dem finalen Absenden dieser waren, fiel Sven auf, dass er ja noch die Flugmeilen auf seine Karte buchen kann. Nur leider hat er mit dem Versuch, einen Schritt im Check-In-Prozess zurückzugehen, eben diesen komplett abgebrochen und alle unsere Daten waren verschwunden. Auch Patricks und meine Aufschreie, er solle die Taste nicht drücken, hinderten ihn nicht daran. So war mit einem unüberlegtem Klick alles Futsch. Die Situation führte zu einer Mischung aus Gelächter und kleineren Beschimpfungen, welche aber schnell in noch größerem Gelächter endeten. Recht schnell wurde uns dann aber auch klar, dass wir den Prozess der Dateneingabe möglichst zügig wiederholen sollten, da sonst auch die von uns gerade ausgewählen Sitzplätze vergeben sein könnten. Dieses mal klappte aber alles wie am Schnürchen und Sven bekam auch seine Flugmeilen gutgeschrieben.
Nach der gewohnten Gepäckabgabe und dem Security-Check fanden wir uns auch schnell auf einem sehr unspektakulärem Flug nach Frankfurt. Dort hatten wir noch gute zwei Stunden bis unser Anschlussflug starten sollte. Die Suche nach unserem Gate erwies sich als sehr unkompliziert und lag schnell hinter uns, sodass wir uns einen kleinen Snack kauften und geduldig auf unseren Flieger warteten.
Auch hier verlief das Bording sehr routiniert und trotz eines kleineren „Staus“ auf den Startbahnen starteten wir mit ca. 15 Minuten Verspätung unsere Reise zum Osaka Kansai. Der Flug selbst war sehr entspannt und bot neben einem leckeren Mittagessen und Frühstück ein reichhaltiges Filmangebot auf den Multimedia-Monitoren. Zwischendurch verbrachten wir etwas Zeit in der Boardküche um Onigiri zu naschen, Grünen Tee zu schlürfen und wieder Blut in die Beine zu bekommen. Zehn Stunden später erreichten wir dann endlich unser Ziel und kämpften uns durch die Einreise- und Zollabfertigung. Naja „kämpfen“ ist zu viel gesagt, denn zum Erstaunen Aller ging auch dies ohne Probleme und fix von statten.
Das Security-Gebäude verlassen, steuerten wir sofort den uns schon wohlbekannten Geldautomaten an und versorgten uns mit ausreichend Yen für die ersten Tage. Zwar war es erst kurz vor 9 Uhr morgens, aber der Thermometer zeigte schon 27°C an und durch die so viel höhere Luftfeuchtigkeit in diesem Land, waren wir sofort das erste Mal durchnässt. Auch der nächste Schritt, die Abholung unserer schon im Vorfeld gebuchten JR-Pässe (Japan Railway, also die Bahngesellschaft, die den Großteil der Bahnstrecken in Japan führt) beanspruchte nur wenige Minuten und so konnten wir schon den nächsten Shinkansen Richtung Saijo nehmen. Dass uns diese Tour noch ein bisschen was abverlangen wird, ahnten wir an dem Zeitpunkt noch nicht.
Der erste Zug führte uns nach Okayama, welches wir schon vor 3 Jahren ausführlich erkundet hatten. Dort angekommen suchten wir nach unserem Anschluss. Da wir wohl ein paar Minuten zu lange überlegt hatten und zu hilfsbedürftig aussahen, sprach uns eine Mitarbeiteren des Bahnhofs an um uns weiterzuhelfen. Kein Wunder, dass wir unsere eigentliche Strecke nicht auf den aktuellen Fahrplänen gefunden haben… denn aufgrund der schweren Unwetter vor einigen Wochen hat es einen Teil der Strecke lahmgelegt, sodass dieser durch einen Bus befahren werden musste. Und noch besser: wir konnten diesem Plan erst in etwas zwei Stunden folgen. Da wir noch kein Mittagessen zu uns genommen hatten besorgen wir uns einen kleinen Snack im Seven Eleven und wollten uns noch einmal einen kleinen Teil der Stadt ansehen. Beim Wollen ist es aber auch geblieben, denn die Temperaturen und die Luftfeuchtigkeit sind mittlerweise so stark gestiegen, dass man selbst im Schatten das Gefühl hatte man würde in einer Pfanne gebrutzelt. Das merkte auch mein Körper und sträubte sich imens dagegen. Mir war übel, ich hatte Kreislaufprobleme und war gefühlt kurz davor abzuklappen. Aber auch kein Wunder, denn an diesem Punkt war ich schon über 27 Stunden wach. Als wir dann endlich den nächsten Zug betreten konnten hatte ich mich schon etwas erholt. Und noch ein gutes Stück besser ging es mir, nachdem ich im Zug eine halbe Stunde schlafen konnte. Nun also Bus fahren. Da der Zug aber recht gut gefüllt war, mussten mehrere Busse ermöglicht werden um alle Fahrgäste zu befördern. Dies klappte aber total problemlos. Alles lief natlos ab. sobald ein bus voll war, stand auch schon der nächste in den Startlöchern. Da kann sich Deuschland mal eine Scheibe von abschneiden. Und so schlimm war die Bussfahrt gar nicht, denn wir brauchten zwar wieder etwas länger, konnten aber noch mehr von der schönen Landschaft Shikokus (der Insel auf der wir uns nun befinden) genießen. Es folgte eine letzte Strecke mit dem Zug, bevor wir endlich in unserem ersten Zielort ankommen sollten. Was zu den japanischen Zügen noch angemerkt werden muss: In ihnen befanden sich in jedem Wagon je zwei Zweierreihen Sitzplätze in Fahrtrichtung, was für eine Truppe von drei Leuten natürlich etwas unpraktisch scheint. Aber denkste, denn mit zwei einfachen Handgriffen kann man eine kompletten Zweiersitz um 180° drehen, sodass eine Sitzgruppe für vier Personen entsteht. Einfach genial und in jeder Situation flexibel einsetzbar.
In Saijo angekommen suchten wir unser Hotel. Nachdem wir einige Mituten herumgeirrt sind und auch nicht mehr so richtig wussten wie die von uns gebuchte Unterkunft aussieht, konnten wir dann doch bald die klimatisierte Einhangshalle betreten. Das Personal beim Check-In war äußerst freundlich und reichte uns ersteinmal ein paar kalte und feuchte Handtücher zur Erfrischung. Dann gab es uns den Zimmerschlüssel und wir betraten unser Dreibettzimmer im japanischen Stil (mit Tatamimatten auf dem Boden und drei bereits ausgebreiteten Futons). Wenn es draußen schon heiß und feucht war, konnte man das in dem Zimmer noch mal potenzieren. Schon nach wenigen Sekunden lief uns der Schweiß von Armen und Beinen. Die Klimaanlage machte auf Anhieb auch nicht den Anschein, dass sie das Zimmer ausreichen kühlen kann. Toll. Denn sonst ist das Zimmer ganz schön und vor allem sauber. Wir mussten aber so schnell wie möglich erstmal wieder raus und was zu Abend essen. Eine Lokalität wurde schnell gefunden und auch ein passendes Gericht stand schnell vor unseren hungrigen Mäulern. Eine große Portion Udon-Nudeln und eine Schüssel Reis, garniert mit überbackenem Hähnchenfleisch und gestocktem Ei. Sehr lecker, wenn auch viel zu viel. Im Anschluss begaben wir uns in einen Supermarkt und durchforsteten die Regale nach einem kleinen Snack für den Abend und ausreichend Getränken für den morgigen Tag.
Wieder zurück im Hotelzimmer stellten wir zur Freude Aller fest, dass die Klimaanlage doch einen sehr guten Job gemacht hat. Das Zimmer ist angenehm kühl und so können wir später auch hoffentlich die Nacht gut durchschlafen.